Zwischen Populismus und Stabilität: Die amerikanische Wahl als Risiko für das transatlantische Verhältnis

Sigrid Niesta-Weiser mit MdB Ulrich Lechte und Dr. Thomas Kestler. Foto: Falk

Die Welt erwartet gebannt das Ergebnis der amerikanischen Präsidentenwahl. In Deutschland fürchten viele einen Präsidenten Trump und sie stellen sich die Frage, wie danach das Verhältnis der USA zu den europäischen Ländern und speziell Deutschland sein wird. Vor diesem Hintergrund referierte vor dem Freundeskreis der FDP im Parkhotel Altmühltal der Bundestagsabgeordnete Ulrich Lechte. Der Regensburger ist Obmann der Partei im Auswärtigen Ausschuss und hat deshalb Einblick in die internationalen Abläufe.

Die Einstimmung auf das Thema „Harris oder Trump“ gab Dr. Thomas Kestler, der stellvertretende Kreisvorsitzende aus Weißenburg. Er ist Dozent an der Uni Würzburg und hat sich mit der Entwicklung der heute feststellbaren politischen Situation in den Vereinigten Staaten beschäftigt, speziell mit den Republikanern, für die sich Donald Trump anschickt, zum zweiten Mal Präsident zu werden. Der populistische Strang der konservativ-evangelikalen Bewegung sei – so der Politikwissenschaftler – keine Erscheinung von heute. Seit den sechziger Jahren könnte sie beobachtet werden. An der christlichen Basis habe das rassistische Weltbild in den siebziger Jahren verstärkt Zulauf gewonnen. Nicht zuletzt durch die kontroverse Diskussion zum Abtreibungsrecht sei eine evangelikale Strömung entstanden, deren Überzeugungssystem sich aus der Bibel ableite.  In der Ära Ronald Reagan hätten sich Libertäre, Populisten und Evangelikale zusammengefunden und den späteren demokratischen Präsidenten Barack Obama stets als Antichristen verschmäht.

Es ist die Erfahrung von MdB Ulrich Lechte, dass sich der amerikanische Wähler pauschal nicht für das interessiert, was in der übrigen Welt los ist. „Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner braucht sich um nichts mehr scheren, er glaubt selber, was er früher propagiert hat“, schätzt der FDP-Außenpolitiker Donald Trump ein, der von 2016 bis 2020 schon einmal Präsident im Weißen Haus war. Er fürchtet, dass Trump im Fall einer Niederlage bei den aktuellen Wahlen wie vor vier Jahren wieder behaupten wird, die Wahl sei ihm gestohlen worden und Gott habe es anders gewollt. Selbst in den letzten Tagen vor der Wahl schwankten die demokratischen Wähler, während die republikanischen fest hinter Trump stünden.  Lechte sagte, noch seien die USA ein Garant für die Stabilität auf der Welt, „aber unter Trump werden sie es nicht mehr sein“.

Der 47-jährige Betriebswirt aus Regensburg sieht das Verhältnis USA-Europa als „hochgradig spannend“ an, vor allem, wenn der Republikaner Trump die Wahl gewinnen sollte: „Es wird auf allen Ebenen schwierig“.  –fa-